Fachvortrag: Aufwachen für die Bedeutung des Schlafes

Unzählige Bücher wurden schon gefüllt mit Tipps zum Einschlafen von Kindern. Einen anderen Ansatz wählte Birgit Krohmer mit ihrem Vortrag „Aufwachen für die Bedeutung des Schlafes“. Die Waldorferzieherin, Autorin und Fachberaterin war als Dozentin zu Gast in unserem Kindergarten, eingeladen von der Vereinigung der Waldorfkindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg.

Mit viel Hintergrundinformation spannte sie einen großen Bogen vom Einschlafen zum Aufwachen. Das Leben in Polaritäten ist nach ihrem Verständnis für Kinder von großer Bedeutung. Schlafen und Wachen sind daher nur zwei der Bereiche, in denen eine gute Balance wichtig ist.

Birgit Krohmer diagnostiziert im heutigen Umgang mit Kindern zuhause wie im Kindergarten häufig eine Über-Intellektualisierung. Partizipation der Kinder ist das große Modewort. Kinder werden ständig vor die Wahl gestellt, dürfen/müssen vieles selbst entscheiden, bekommen sehr viel theoretischen Input. Dies führt nach ihrer Beobachtung zu einer Überreizung der Kinder, die sich so stark nach außen orientieren, dass sie sich selbst nicht mehr spüren – und dadurch häufig Verhaltensweisen an den Tag legen, die von ihrem Umfeld als problematisch empfunden werden.

Diese kühle Welt des wachen Verstandes ist nach Krohmer in unserem Umgang mit Kindern stark ausgeprägt, während die ruhige, warme, nach innen gerichtete Seite häufig zu kurz kommt. Als Beispiel führte sie das Erzählen von Märchen auf. Diese könnten den Kindern tagsüber Bilder an die Hand geben, mit denen sie eine Sprache für nächtliches Träumen lernen.

Ganz konkret wurden die Ratschläge zum Thema Aufwachen: Schön ist es, dem Kind die Haltung „Ich erwarte dich“ zu signalisieren. Dies geht am besten, wenn die Eltern vor dem Kind wach und vorbereitet sind. Geräusche, Licht, frische Luft können dem schlafenden Kind signalisieren, dass es bald Zeit ist aufzuwachen. Da kleine Kinder in der Regel Frühaufsteher sind, kann dies für Eltern sehr fordernd sein. Wichtig ist daher auch die Frage: Wie teile ich mir selbst meine Kräfte über den Tag ein? Wo brauche ich Pausen? Etabliere ich mit meinen Kindern eine Mittagsruhe?

Nach Krohmers Erfahrung lohnt es sich, bei Einschlafproblemen von Kindern einen Blick auf den Morgen zu werfen. Denn die individuell nötige Schlafmenge eines Kindes ist nicht manipulierbar. Den Beginn des Morgens kann man als Eltern jedoch nach eigenen Bedürfnissen bestimmen und gestalten.

Buchtipp: Stuart Shanker: Das überreizte Kind