Viele Eltern stehen in diesen Wochen vor der Entscheidung, ob sie ihre Kinder für die Einschulung anmelden sollen oder besser noch ein Jahr warten. Im Waldorfkindergarten wird der Vorschulzeit gerne etwas mehr Raum gegeben. Denn über Schulreife sollte nicht der Kalender entscheiden, sondern die Frage, ob das Kind als reifes, selbstbewusstes und selbstständiges Kind in die Schule eintritt.
Zeichen einsetzender Schulreife sind häufig zunächst einmal Langeweile und Lustlosigkeit. Die Kinder wollen nicht mehr so gerne in den Kindergarten, Erzieherinnen sind „blöd“, Gewohnheiten werden in Frage gestellt und Grenzen ausgelotet. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Kinder automatisch in die Schule gehören. Ganz im Gegenteil: Kinder, die Zeit haben diesen Prozess zu durchlaufen, Langeweile auch einmal durchgestanden haben, werden mit sich selbst konfrontiert, sind sich selbst bewusster, beginnen sich mit anderen zu vergleichen und die eigenen Leistungen einzuschätzen.
Vorschulkinder genießen es auch, sich als diejenigen zu erleben, die das Kindergartenleben kennen, die einen Überblick haben und schon richtig etwas können. Sie führen selbstständig kleinere alltägliche Verrichtungen wie Tischdecken aus oder übernehmen beispielsweise beim Anziehen und Schuhe binden Verantwortung für die jüngeren Kinder. Dieser Reifungsprozess ist von großer Bedeutung für die Kinder. Sie starten in den Lebensabschnitt Schule mit dem sicheren Gefühl: Ich kann das.
Darüber darf nicht aus dem Blick geraten, dass auch Vorschulkinder noch viel Spaß am Spielen haben. Es verändert sich, wird vorausschauender und planvoller. Oft wissen sie morgens schon, was sie im Kindergarten vorhaben. Spiele mit anderen Kindern können sich über mehrere Tage hinziehen. Sie setzen um, was sie sich selbst vorgenommen haben. Diese Fähigkeiten des selbstbestimmten, planvollen Handelns intensiv und über einen langen Zeitraum üben zu können, ist eine Fähigkeit, die im späteren Leben sehr hilfreich ist.
Der richtige Zeitpunkt zur Einschulung ist immer eine individuelle Entscheidung. Unsere Erzieherinnen versuchen, durch genaue Beobachtung des Kindes die Eltern so gut es geht dabei zu unterstützen.